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Tice „Meine Direktheit schreckt manche Menschen ab“

Die deutsch-türkische Autorin und Rapperin Tice aus Düsseldorf ist seit vielen Jahren schon ein stetig emporsteigender Stern am Deutsch-Rap-Himmel. Auf meine Fragen bekam ich außergewöhnlich nachdenkliche Antworten.

Glaubst Du, dass sich im Conscious Rap in den letzten 10 Jahren etwas zugunsten feministischer Rapperinnen verändert hat?

Ich denke, im Rap hat sich bezüglich Frauen einiges getan in den letzten Jahren, zum Beispiel, dass viele Frauen bewusster an Rap Battles teilnehmen und auch willkommen geheißen werden.

Was ist deine „Botschaft“, deine Philosophie?

Meine Botschaft ist, selbstbewusster zu werden, und gleichzeitig andere Menschen anzusprechen, um sich besser zu verstehen. Hinzu kommt, dass ich emotional auf einem „Level“ angekommen bin, auf dem ich mich selbst ins kleinste Detail reflektieren kann. Damit möchte ich eine bessere Version von mir selbst werden und auf diesem Weg meinen Teil zur Gesellschaft beitragen. Bevor ich mir herausnehme, etwas zu beanspruchen, möchte ich zunächst einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten.

Wie kam es zu deinem Stil und zu deinen Texten bis heute? Wie fing alles an?

Schon in jungen Jahren bin ich mit Hip Hop in Berührung gekommen, da ich damit aufgewachsen bin. Im Alter von 15 Jahren habe ich angefangen meine ersten Gedichte zu schreiben, die zu einem späteren Zeitpunkt zu Rap-Texten wurden. Die Faszination für Rap begann aber schon in der Grundschule. Durch meinen Vater bin ich mit türkischer Volksmusik groß geworden. Musik hat mich, seitdem ich denken, kann schon immer begleitet. Speziell Hip Hop ist ein großer Bestandteil meines Lebens geworden. Es war mein älterer Bruder, mir dieses Genre nähergebracht hat. Die „Fresh Familee“ war die erste Rap Formation von MusikerInnen mit migrantischem Hintergrund im Lande., ebenso ermöglichte das Tape der Rap-Gruppe „Cartel“ aus Deutschland einen meiner ersten Zugänge zu diesem Genre. Zunächst dominierte der US-Rap und später folgte verstärkt die Beschäftigung mit Deutsch-Rap. Ohne Hip Hop wäre ich heute nicht wie ich bin: offener, toleranter, jedoch auch kritischer. Rap gibt denen eine Stimme, die selbst keine haben. Meine Worte wähle ich stets mit Bedacht. Über die Jahre habe ich meinen eigenen Stil entwickelt, eine Mischung zwischen Rap und Gesang aus einer gewissen Härte heraus, jedoch mit viel Sensibilität. Ich bin ein äußerst emotionaler Mensch und ich bevorzuge Texte mit Tiefgang als Anspruch an mich selbst. Ich verarbeite beim Schreiben jede meiner Emotionen. Diese Arbeit nimmt natürlich mehr Zeit in Anspruch Treffendes zu Papier zu bringen. Meine in den Texten sichtbaren Reflexionen sind ein Weg der künstlerischen Zugänglichkeit.

Was liegt Dir bei Konzerten am meisten am Herzen?

Die Musik sollte so wirken, dass eine bleibende Erinnerung für das Publikum ermöglicht wird. Jede Zeile in seiner Form heilt, stärkt oder treibt. Und mein Publikum soll sich wohl und sicher fühlen. Die Interpretationen der Texte lassen selbstverständlich individuelle Deutungsfreiheit.

 Glaubst Du, dass politischer Rap im Aufwind ist?

Ja, Rap stellt immer schon eine Plattform für das Politische dar. Dieses Genre, diese Kunst ist auf ihre Art immer politisch geprägt gewesen.

Bist Du noch in anderen Bereichen aktiv?

Ich gebe auf Anfragen Rap-Workshops für junge Menschen und erfreue mich an der Teilnahme und dem Interesse.

Würdest Du alles so machen, wie du es gemacht hast oder gibt es Fehler, die Du heute nicht mehr begehen würdest?

Ich würde mich gegenwärtig mehr auf mich selbst verlassen, weniger auf andere warten. Auch würde ich einmal mehr nachdenken bevor ich antworte.
  Meine direkte und ehrliche Art hat viele Menschen in verschiedenen Situationen schonmal das eine oder andere Mal abgeschreckt. Nicht jeder, mit dem ich Umgang hatte, konnte leicht damit umgehen.

Das Interview führte Dr. Claudia Heib, Köln


Ich denke, im Rap hat sich bezüglich Frauen einiges getan in den letzten Jahren, zum Beispiel, dass viele Frauen bewusster an Rap Battles teilnehmen und auch willkommen geheißen werden.